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Reisebericht Sankt Petersburg, Russland

Sankt Petersburg, die bezaubernde Stadt an der Ostsee.

Viele Reisende sagen, dass Sankt Petersburg (russisch: Санкт-Петербург) die schönste Metropole Russlands sei. Wir wollten uns selbst davon überzeugen.

Bereits die Vorbereitungen für unseren Trip nach Sankt Petersburg waren besonders. Als Schweizer sind wir es nicht gewohnt, dass wir ein Visum einholen müssen. Da wir als Individualreisende unterwegs waren, regelten wir die Einreiseformalitäten frühzeitig mit der russischen Botschaft in Bern. Ab sofort hatten wir ein tolles Russland-Visum in unserem Pass.

Unserer Reise nach Sankt Petersburg stand nichts mehr im Weg.

Wir hatten uns entschieden nach Helsinki zu fliegen, dort ein paar Nächte zu bleiben und anschliessend mit dem Zug östlich nach Sankt Petersburg zu fahren. Die Zugfahrt dauerte gut vier Stunden und die Verbindung war direkt. Alles in allem eine sehr bequeme Art nach Russland zu reisen.

An der finnisch-russischen Grenze

Russland als Land wirkte auf uns Reisende immer etwas düster und unfreundlich. Etwas unsicher wurden wir dann auch, als am russischen Grenzübergang bewaffnetes Militär mit Spürhunden in den Zug stieg und kommentarlos alle unsere Pässe einsammelten. Nach etwa einer Stunde erhielten wir diese dann wieder zurück, scheinbar schien das die ganz normale Visumkontrolle zu sein. Kurz darauf ruckelte der Zug weiter und wir fuhren unsere ersten Meter über russisches Territorium. Auf nach Sankt Petersburg.

Ankunft im Bahnhof von Sankt Petersburg

In Sankt Petersburg angekommen regnete es in Strömen und dieser sollte uns auch die ganzen Tage noch begleiten. Kaum hatten wir den Perron unter unseren Füssen wurden wir auch schon von wartenden Taxi-Fahrern angesprochen. Wir fühlten uns kurz etwas bedrängt und entschieden erstmals das Bahnhofgelände zu verlassen. Dort suchten wir nach einem Taxi. In Russland ist betreffend den Taxis eine gewisse Vorsicht geboten. Es gibt sehr viele illegale Taxifahrer. Einerseits wird man von diesen oftmals abgezockt, andererseits gibt es häufig strenge Kontrollen. Und wenn ihr als Touristen in einem illegalen Taxi erwischt werdet, seid ihr nicht aus dem Schneider. Das könnte unter Umständen zu Problemen mit der örtlichen Polizei kommen. Davon wird in Russland generell abgeraten.

Kurze Zeit später fanden wir ein offizielles Taxi und gaben dem Fahrer die Adresse unserer Unterkunft. In Russland ist es ratsam, alle Adressen auszudrucken und zwingend auch in kyrillischer Schrift. Englisch wird kaum gesprochen, was die Verständigung sehr erschwert.

Auf den Strassen herrscht Chaos

Der Verkehr in Sankt Petersburg ist nach unserem Empfinden das reinste Chaos. Sind vier Spuren vorhanden, wird gefühlt auch sechs Fahrstreifen gefahren. Gurte auf den Rücksitzen sucht man vergeblich. Es besteht lediglich eine Anschnallpflicht auf den vorderen Sitzen. Geltende Regeln im Strassenverkehr scheinen die Verkehrsteilnehmer offensichtlich recht wenig zu kümmern, daher finden auch sehr häufig Kontrollen statt. Immerhin gibt es eine Nulltoleranz bei der Alkoholpromille-Grenze, wobei das vermutlich auch nicht sehr streng eingehalten wird. Allen in allem ist der Verkehr eine ziemliche Herausforderung, aber auch ein Erlebnis und gehört in dieser Grossstadt einfach dazu.

Öffentlicher Nahverkehr

Wir haben uns in der Regel mit den Buslinien oder zu Fuss fortbewegt. Der öffentliche Nahverkehr ist gut ausgebaut. Zudem gibt es eine unterirdische Metro, welche die tiefste U-Bahn der Welt ist. Die Linien fahren alle 1-2 Minuten, die Wagons sind aber sehr gut besucht und es kann entsprechend eng und stickig werden. Wem das also Mühe bereitet, sollte besser auf die Buslinien ausweichen.

Die grösste Schwierigkeit stellt die kyrillische Schrift dar und dass sehr viele Russen kein Englisch sprechen. Aber insbesondere im öffentlichen Nahverkehr ist auch vieles in Englisch angeschrieben. Plant einfach bei allem ein bisschen mehr Zeit ein, dann sollte es klappen.

Wir hatten uns entschieden in einer kleinen Pension zu übernachten. Nachdem uns unser Taxifahrer an der Zieladresse abgeliefert hatte und bereits wieder rauschend davongefahren war, standen wir etwas ratlos vor einer vergitterten Eisentüre. Leider gab es keinen Hinweis auf eine Pension. Oder keinen Hinweis, welchen wir aufgrund der kyrillischen Schrift als solchen erkennen würden. Es gab eine Aussenklingel, auf welche erst aber auch niemand reagierte. Wir kramten unsere Reiseunterlagen hervor und verglichen die Adresse, als wir den Türsummer hörten. Wir betraten das Gebäude und standen in einem Treppenhaus. Freundlich war anders. Es war dunkel, die Scheiben zum Innenhof waren teilweise zerschlagen und es roch etwas komisch. Nicht gerade was wir uns vorstellten. Es gab einen Lift, den wir aber nicht zu betreten wagten. So stiegen wir samt Gepäck die Wendeltreppe hinauf.

Wir schienen aber doch an der richtigen Adresse zu sein, denn nach wenigen Stockwerken öffnete uns jemand die Tür. Der erste Eindruck von aussen und dem Treppenhaus mussten wir auf jeden Fall revidieren. Wir standen inmitten einer gemütlichen Pension und wurden freundlich auf Russisch begrüsst. Uns fiel erstmals ein Stein vom Herzen. Die Pension war einfach, hatte aber alles, was wir für unseren kurzen Aufenthalt brauchten. Solche Unterkünfte sind meist sehr persönlich, da nur wenige Personen beherbergt werden können. So auch in Sankt Petersburg.

Zum Frühstück wurden wir jeweils von einer russischen Mama begrüsst. Sie wiederholte immer wieder das Wort Yaichnitsa und uns sah uns erwartungsvoll an. Am ersten Tag nickten wir noch zögerlich. Wir hatten keine Ahnung, was uns im Anschluss erwartete. Sie brachte uns dann freudestrahlend ein paar Spiegeleier und wir stürzten uns hungrig darauf. Nach den anfänglichen Unsicherheiten fühlten wir uns wohl und waren gespannt, was uns in Sankt Petersburg noch erwarten würde. Eins war sicher. Der Regen würde uns nicht von der Seite weichen.

Die märchenhafte Auferstehungskirche (russisch: Собор Воскресения Христова)

Die beeindruckende Auferstehungskirche in Sankt Petersburg wird auch Blut- oder Erlöserkirche genannt. Hier wurde im März 1881 ein tödliches Attentat auf den amtierenden Zaren verübt. Alexander II. war auf dem Weg zum Winterpalast, als ein Radikaler eine Bombe auf dessen Kutsche warf. Schwer verwundet ging der Zar zu Boden. Sein letzter Befehl lautete, dass er zu Hause sterben wolle. Im Anschluss verlor er das Bewusstsein. Sein Tod wurde zwei Stunden später festgestellt. Die Auferstehungskirche wurde auf dem Platz am Gribojedow-Kanal im altrussischen Stil zu Ehren des Zars erbaut. Hier verblutete Alexander II.

Die imposante Peter-und-Paul-Festung (russisch: Петропавловская крепость)

Die Peter-und-Paul-Festung in Sankt Petersburg wurde am 27. Mai 1703 erbaut. Dieses Datum gilt heute zugleich als Geburtstag der von Peter dem Grossen erbauten Stadt. Ursprünglich wollte der Zar nach der Zurückeroberung von den Schweden keine Stadt sondern eine Festung errichten, um die nördliche Grenze von Russland abzusichern. Die Peter-und-Paul-Festung wurde nie angegriffen. Stattdessen nutzte man einen Teil davon als Gefängnis.

Das weltberühmte Kunstmuseum Eremitage (russisch: Эрмитаж)

Täglich strömen mehr als 14’000 Besucher in das weltberühmte Kunstmuseum. Wer sämtliche Kunstschätze sehen will, braucht mindestens zwei Tage Zeit. Und etwas Ausdauer, denn es ist eine Strecke von rund 24 Kilometern zu bewältigen. Die Eremitage ist grossartig und wird euch sicherlich beeindrucken. Aber ihr merkt zwangsläufig, dass das Kunstmuseum auch entsprechend überlaufen ist. Die meisten Besucher kommen für eine Nachmittagstour, welche rund vier Stunden dauert. Die 60’000 Exponate sind auf 350 Säle und fünf miteinander verbundene Gebäude verteilt. Bei solchen Touristenmagneten ist man am Ende oftmals enttäuscht, da man vor lauter Köpfen das Exponat kaum mehr geniessen kann. Wenn ihr nicht absolute Kunstfanatiker seid, kann auf gewisse Säle auch verzichtet werden. Nehmt euch lieber genug Zeit für weniger, plant den Besuch voraus und stellt euch vor allem auf Wartezeiten ein.

Die prächtige Isaakskathedrale (russisch: Исаакиевский собор)

Die Isaakskathedrale ist eine der grössten Kathedralen der Welt. Die goldene Kuppel bietet einen herrlichen Blick über die Zarenmetropole. Sie ist die prächtigste Kathedrale von Sankt Petersburg und reichlich geschmückt mit verschiedenen Marmorsorten, Edelsteinen und Gold.

Die dominante Admiralität (russisch: Адмиралтейство)

Die Admiralität ist ein architektonisches Denkmal und war früher (zu Zeiten Peters I.) die Hauptschiffswerft. Viele Räumlichkeiten wurden als Werkstätte für den Bau von Schiffen genutzt. Heute befindet sich in diesem beeindruckenden Gebäude das Oberkommando der Marine. Das historische Symbol – das kleine Schiff an der Turmspitze – zieht Touristen aus ganz Sankt Petersburg zur Admiralität.

Die aussergewöhnliche Kasaner-Kathedrale (russisch: Казанский собор)

Die Kasaner-Kathedrale zählt zu den aussergewöhnlichsten Bauten von Sankt Petersburg und ist die zweitgrösste Kirche der Stadt. Sie befindet sich direkt am Newskij-Prospekt, ihr Bau dauerte 10 Jahre und wurde 1811 fertiggestellt. Als Vorbild galt der Petersdom von Rom, von welchem der Zar Paul I. nach seinem Besuch im Vatikan stark beeindruckt war. Nach dem Sieg über Napoleon (1812) wurde die Kathedrale zu einem Nationaldenkmal.

Sankt Petersburg besitzt eine eigene Magie und wird nicht ohne Grund Venedig des Nordens genannt.

Leider hatten wir wettertechnisch ziemlich Pech. Dadurch wirkte die Stadt viel düsterer und kälter als sie effektiv ist. Für Reisende gibt es einige Schätze zu entdecken und die anfänglichen Schwierigkeiten mit der kyrillischen Sprache sind auch schnell vergessen.

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