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Westgrönland zu Zeiten von COVID-19

Das grosse Zittern um unsere Abenteuerreise nach Grönland.

Niemals hätten wir gedacht, dass Reisen so kompliziert und frustrierend werden könnte.

Pascal kam von seinem ersten Trip nach Grönland mit glänzenden Augen zurück. Er überzeugte auch mich von dieser einmaligen Destination. Die touristische Infrastruktur auf Grönland fällt eher gering aus. Viele Unterkünfte und insbesondere auch Schiffspassagen sind rasch ausgebucht. Die grösste Insel der Welt ist definitiv eine Destination, die eine frühzeitige Planung erfordert.

Und dann kam der erste Lockdown in der Schweiz.

Als Mitte März 2020 in der Schweiz infolge der Corona-Pandemie der Lockdown verhängt wurde, machten wir uns (noch) keine Sorgen um unsere bereits gebuchte Abenteuerreise nach Westgrönland. Erstens war die Reise erst für anfangs September geplant. Zweitens ist es kaum ein Ziel, das für Massentourismus bekannt ist. Bis dahin würde sich die ganze Situation bestimmt deutlich beruhigt haben. Leider war diese Einstellung etwas zu optimistisch.

Flugverbindungen nach Grönland

Von Zürich nach Grönland direkt zu fliegen ist nicht möglich. Ihr müsst in Kopenhagen oder Reykjavik umsteigen. Aufgrund den Wetterbedingungen sind die Flüge von Grönland oftmals verspätet. Die Verbindungen sind so geplant, dass ihr in der Regel erst am nächsten Tag weiterfliegt. Wir entschieden uns bei der ursprünglichen Buchung via Kopenhagen zu fliegen und noch einen Stop Over von zwei Nächten anzuhängen. Dieser Entscheid wurde uns aufgrund den COVID-19 Einreisebestimmungen fast zum Verhängnis.

Obwohl Dänemark im frühen Juni 2020 eines der ersten Länder war, welches die Grenze für den Tourismus wieder öffnete, hatten sie teils nicht nachvollziehbare Bestimmungen erlassen. Zum Beispiel durften wir aus der Schweiz wieder für touristische Zwecke einreisen, mussten aber eine Buchung von mindestens sechs Nächten nachweisen. Ansonsten war es uns nicht erlaubt, das Flughafengebäude zu verlassen.

Grönland und die Teilautonomie – absurde Einreisebestimmungen infolge COVID-19

Grönland gehört politisch zu Dänemark, darf aber aufgrund der Teilautonomie eigene Bestimmungen erlassen. Vorausgesetzt diese sind strenger. Da Grönland für einen Massenanfall von Corona-Patienten keine erforderliche medizinische Versorgung sicherstellen kann, musste jeder Einreisende einen negativen COVID-19-Test vorweisen. Dieser musste dann auch noch nach fünf Tagen Quarantäne auf der Insel wiederholt werden muss. So lauteten anfangs die Bestimmungen. Die Quarantänepflicht war für unsere geplante Reise ein Desaster. Zum ersten Mal bekamen wir ein mulmiges Gefühl. Wir wollten die Hoffnung jedoch noch nicht aufgeben. Die Situation war sehr dynamisch und die Bestimmungen konnten sich jederzeit ändern. Und so kam es auch. 

Grönland entschied sich Ende Juli 2020 dafür, die Wiederholung des COVID-Tests inkl. Quarantänepflicht für einzelne Orte aufzuheben. Aufgeregt verglichen wir die Ortschaften. Alle unsere Destinationen auf unserer Grönland-Reise waren freigegeben. Weiterhin verpflichtend war jedoch das Vorweisen eines negativen COVID-Tests und dieser durfte nicht älter als 120 Stunden sein. Da die dänische 6-Nächte-Regel noch in Kraft war und wir demzufolge nicht wie geplant in Kopenhagen übernachten durften, mussten wir umzudisponieren. So entschieden wir uns mit dem Auto nach Kopenhagen zu fahren und in Würzburg, Hamburg und Flensburg zu übernachten. Als letzte Etappe mussten wir dann direkt von Flensburg bis nach Kopenhagen fahren und ohne Übernachtung weiter nach Grönland fliegen. So konnten wir die dänische Bestimmung einhalten und unsere Reise nach Westgrönland trotz den Restriktionen antreten. 

Mitte August, nach den dänischen Sommerferien, wurde die 6-Nächte-Regel, welche im Tourismusbereich auf viel Unverständnis und Widerstand stiess, überraschend vom Parlament aufgehoben. Dänemark führte jedoch ab sofort eine Liste mit Risikoländern. Diese Handhabung war uns aus der Schweiz bereits bekannt. Nur mit dem Unterschied, dass es in der Schweiz mit einer Quarantäne verbunden war. In Dänemark durften die Bürger eines bestimmten Landes, welches über einen definierten Zeitraum mehr als 30 Neuinfizierte pro 100’000 Einwohner hatte, bei Überschreitung der Limite nicht mehr einreisen. Im Vergleich war dieser Wert relativ tief. Deutschland wie auch die Schweiz liessen 50 oder gar 60 Neuinfizierte pro 100’000 Einwohner zu. 

Kurz darauf entschied sich Grönland für eine neue Sonderbestimmung. Der COVID-Test, welcher bei Einreise Pflicht ist, musste in einem nordischen Land durchgeführt werden. Ausnahmen wurden nur auf Anfrage und mit entsprechender Begründung gewährt.

Zahlreiche Hürden vor der geplanten Abreise nach Grönland.

Die letzten Wochen vor der geplanten Abreise waren wir damit beschäftigt, Lösungen für alle Bestimmungen zu suchen und alles von der dänischen Polizei und der grönländischen Gesundheitsbehörde bestätigen zu lassen. Was waren wir glücklich und erleichtert, als wir endlich alle Formalitäten erfüllt hatten und unsere Grönland-Reise zum Greifen nah war. 

Und dann stiegen die Corona-Fälle in der Schweiz Mitte August 2020 wieder rasant an. Gerade mal zwei Wochen vor unserer geplanten Abreise.

Alles, wirklich alles, was wir beeinflussen konnten, hatten wir erledigt. Nun mussten wir es dem Schicksal überlassen, denn die steigenden Fälle in der Schweiz konnten aufgrund dem dänischen System dazu führen, dass die Schweiz als Risikoland definiert wird und wir nicht mehr einreisen durften. 

Aber! Ende gut, alles gut. 

Zwei Tage vor der geplanten Abreise publizierte Dänemark die aktuellste Risikoländerliste und wir durften aus der Schweiz nach wie vor nach Dänemark und somit auch nach Grönland einreisen. Wir waren schon fast unterwegs, als uns auch noch unser negatives COVID-Testergebnis erreichte. Grönland, wir kommen!

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